Die PTC LiveWorx in Stuttgart hat in diesem Jahr ein anderes Format und einen neuen Namen bekommen: PTC Forum Europe 2016. Das schmälerte aber nicht ihre Attraktivität: 1.800 Besucher vor Ort und ca. 2.000 Teilnehmer im Livestream verfolgten in der nur noch eintägigen Veranstaltung die Vorstellung der neuen Version 4.0 von Creo durch Brian Thompson, Senior Vice President CAD Segment. CAD und PLM sind zentraler Bestandteil unserer IoT-Vision. Sie sind sogar wichtiger als je zuvor, denn ohne Produkte gibt es nichts zu vernetzen, betonte Craig Haymann, Group President IoT des Unternehmens, in seiner Keynote zum Auftakt der User Conference.
2016 sei für PTC ein unglaubliches Jahr gewesen, führte Haymann weiter aus. Das Geschäft mit Windchill habe um 29%, das CAD-Geschäft um 12% und das Geschäft mit der IoT-Plattform ThingWorx um 18% zugelegt. In nur neun Monaten konnte PTC außerdem über 70.000 Lizenzen von PTC Navigate verkaufen, eine rollenspezifisch konfigurierbare Anzeigetafel (Dashboard) für den universellen Zugang zu CAD-Daten und zu anderen produktrelevanten Informationen, die in verschiedenen Datenquellen stecken können.
Brian Thompson räumte im Interview ein, dass sich die Prioritäten bei der Weiterentwicklung von Creo unter dem Einfluss der IoT-Strategie des Unternehmens etwas verschoben haben. So fehlen immer noch einige der Apps, die den ehemaligen CoCreate-Kunden den Umstieg erleichtern sollten. Immerhin wurden die Funktionen für die Blechkonstruktion in der neuen Creo-Version deutlich erweitert. Mit Blick auf die Entwicklung von intelligent vernetzten Produkten hat PTC die IoTisierung seiner CAD-Software auf Basis der ThingWorx-Plattform konsequent vorangetrieben, so dass z.B. Sensordaten über die Produkt-Performance im Feld mit dem digitalen Modell verknüpft werden können, um das Verhalten des Produkts unter realen Bedingungen zu simulieren.
Was mich am meisten beeindruckt hat waren die Fortschritte bei der Unterstützung additiver Fertigungsverfahren. PTC hat es geschafft, den Kreislauf von der Konstruktion über die Simulation und Optimierung bis zum 3D-Druck der optimierten Bauteile weitgehend zu schließen, so dass der Anwender seine Modelle nicht mehr in andere Programmen laden muss. Creo 4.0 unterstützt zwar derzeit noch keine Topologie-Optimierung, aber man kann z.B. das Bauteilgewicht unter Verwendung einer parametrischen und dynamisch verfeinerbare Gitterstruktur minimieren und das Bauteil dann direkt ausdrucken. Angesteuert werden sowohl die 3D-Drucker von Stratasys, als auch die von 3D Systems.
Meines Wissens bietet Creo schon länger die Möglichkeit, Maße und Toleranzen an die 3D-Modelle anzubringen. In der Version 4.0 hat PTC die Model Based Definition (MDB) jedoch weiter perfektioniert, so dass die Software jetzt automatisch prüft, ob die Modelle vollständig bemaßt sind. Das erspart unnötige Rückfragen und Iterationen bei der Weitergabe der Modelle an die eigene Fertigung oder externe Fertigungspartner. Die Semantik der 3D-Annotionen kann nach Aussage von Brian Thompson extrahiert werden, was ihre Verwendung für Folgeprozesse wie die CAM-Programmierung oder die Programmierung von 3D-Messmaschinen erleichtert.
Creo 4.0 bietet außerdem grundlegende AR-Funktionen, die es ermöglichen, bestehende CAD-Modelle mit ThingMarks zu versehen und in einer realen Umgebung zu positionieren. Die Aufbereitung der Daten für die Überblendung von realen und digitalen Produkten erfolgt dann aber in PTCs AR-Anwendung Vuforia Studio. Wie Stefan Ellenrieder, Geschäftsführer von PTC Deutschland, im Pressegespräch erläuterte, arbeitet das Unternehmen daran, durch Funktionen für die 3D-Geometrieerkennung auf die AR-Marker künftig ganz verzichten zu können.
Die PTC-Kunden haben länger als ursprünglich geplant auf die neue Version von Creo 4.0 warten müssen. Aber nach all dem, was ich auf de PTC Forum Europe gesehen und erfahren habe, hat sich das Warten gelohnt. Insbesondere im Bereich der Unterstützung additiver Verfahren bietet die Software heute Möglichkeiten, die ich in dieser Durchgängigkeit noch nicht gesehen habe.