Michael Wendenburg Online Redaktion

Aras macht Ernst mit der Erweiterung seiner PLM-Plattform in Richtung MRO

Vor ein paar Monaten kündigte Aras auf der ACE 2017 in München an, das eingesammelte Venture Capital in Höhe von 40 Millionen US-Dollar unter anderem dafür nutzen zu wollen, seine PLM-Plattform um den Bereich Maintenance, Repair & Overhaul (MRO) zu erweitern. Jetzt lässt das Unternehmen den Worten Taten folgen: Vor ein paar Tagen erreichte mich die Pressemitteilung, dass Aras von der Firma Infospectrum die Lösung Impresa MRO übernommen hat. Die kalifornische Firma entwickelt unter anderem auch Fleet Management- und Asset Tracking-Software. Aras will sofort mit der Integration der MRO-Technologie in seine PLM-Plattform beginnen, damit die Kunden den Produktlebenszyklus auf einer einzigen Plattform und Codebasis rückverfolgen können.

MRO

Die MRO-Lösung ermöglicht es Unternehmen, die Entwicklung und Wartung von Anlagen digital zu transformieren, heißt es in der Meldung weiter. Eine dieser wunderbar vagen, amerikanischen Formulierungen, die ungeachtet ihrer geringen Aussagekraft überall abgedruckt werden. Gemeint ist wohl, dass die Unternehmen ihre Geschäftsprozesse auf der Basis einer einheitlichen Plattform besser integrieren können, um z.B. die digitalen Produktmodelle aus der Entwicklung mit Daten aus dem Service zu füttern und zu einem Digital Twin zu erweitern. Mit der Integration von PLM und MRO will Aras den Kreis zwischen Produktentwicklung und laufendem Betrieb schließen.

Suresh Iyer, Geschäftsführer von Infospectrum, kommentiert den Verkauf seiner MRO-Lösung an Aras wie folgt: Unternehmen, die große komplexe Anlagen verwalten, mühen sich damit ab, Informationen aus PLM-Systemen in MRO-Systeme zu übertragen oder über Drittsysteme miteinander zu verbinden. Diese Methode führt oft zu Fehlern und Ungenauigkeiten. Mit Impresa auf der PLM-Plattform von Aras können Unternehmen ihre Prozesse so gestalten, dass sie von der Anlagenkonfiguration über die Auslastung bis hin zur vorausschauenden Wartung alles verfolgen können.

Eine schöne Vision, die aber leider einen kleinen Haken hat. Die Entwickler von Anlagen sind in aller Regel nicht ihre Betreiber, es sei denn, sie haben das Konzept der Servitization verinnerlicht und offerieren ihre Anlangen schon als Service. Das ist aber eher die Ausnahme. Der Informationsfluss zwischen Anlagenbauern und Betreibern ist bislang alles andere als flüssig. Gängige Praxis ist, dass die Anlagenbauer ihren Kunden die für Betrieb und Wartung der Anlagen erforderlichen Informationen dokumentenbasiert zur Verfügung stellen, und auch nur das Nötigste bzw. das was gesetzlich vorgeschrieben ist, um ihr Know-how zu schützen. Die Betreiber geben die Informationen meist noch von Hand in ihre MRO-Systeme ein, um z.B. die Wartungsintervalle zu planen, und sind ihrerseits nicht besonders erpicht darauf, den Anlagenbauern sensible Informationen aus dem Betrieb zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Anlagenkonzepte optimieren oder vielleicht neue Serviceangebote entwickeln können. Das zu ändern erfordert in erster Linie einen Mindchange der Unternehmen und erst in zweiter einen geschlossenen PLM-MRO-Kreislauf.

Sei es drum, der Kauf von Impresa MRO ist für Aras zweifellos eine interessante Ergänzung seines Produktspektrums. Der PLM-Hersteller schlägt damit einen ähnlichen Weg ein wie Mitbewerber PTC, der sein Produktportfolio schon vor einigen Jahren durch Zukäufe von Anwendungen für die Bereitstellung von Ersatzteillisten, das Ersatzteilmanagement, die Einsatzplanung der Servicetechniker etc. (u.a. Servigistics) erweitert hat, um seinen Kunden eine durchgängige Service Lifecycle Management-Lösung anbieten zu können. Insofern ist die Behauptung von Aras-CEO Peter Schroer, als erstes Unternehmen die Instandhaltung auf einer einzigen Plattform in den Digital Thread eingebettet zu haben, nicht ganz richtig. Richtig ist dagegen, dass PTC es eigentlich erst nach der Übernahme von ThingWorx gelungen ist, den Bauchladen von Anwendungen halbwegs zu integrieren. Bleibt abzuwarten, wie schnell Aras das schafft.

Aras wird allerdings nicht die bestehende MRO-Lösung in seine PLM-Plattform integrieren, sondern die Technologie und das Know-how der ehemaligen Mitarbeiter von Infospectrum nutzen, um auf der Basis der Plattform eine eigene MRO-App nachzubauen, wie Pressesprecher Michael Mayr erläutert. Er schätzt, dass das nicht mehr als ein halbes Jahr dauern wird. Inzwischen können Subskriptions-Kunden die bestehende Lösung schon kostenlos nutzen. Die neue MRO-App werden – entsprechend dem Aras-Geschäftsmodell – wieder allen Interessenten zusammen mit der Plattform kostenlos downloaden und installieren können.

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