Dassault wollte in diesem Jahr vor allem die Kunden zu Wort kommen lassen. Einen Vorgeschmack gab es schon am Vorabend der Veranstaltung mit einem Vortrag von Helmut Kastler von Kreisel Electric, einem österreichischer Start-up-Unternehmen, das sich auf die Elektrifizierung von konventionellen Fahrzeugen spezialisiert hat. Kreisel Electric entwickelt und fertigt dafür hochleistungsfähige Batteriesysteme, die auch für andere Anwendungen genutzt werden. 3DX dient nicht nur als Plattform für die interdisziplinäre Entwicklung von Mechanik, Elektrik/Elektronik und Software, sondern organisiert auch den Ideenaustausch und die Kommunikation. A whole platfom story, wie Andreas Barth, Managing Director EuroCentral von Dassault in seiner Keynote am nächsten Morgen sagte.
Barth gab einen kurzen Rückblick über die letzten 12 Monate, die für Dassault offensichtlich sehr erfolgreich waren. Der Software-Hersteller beschäftigt in Zentraleuropa mittlerweile 1.700 Mitarbeiter, 240 mehr als vor Jahresfrist, und erwirtschaftet mehr als 43 Prozent des weltweiten Umsatzes. Außerdem präsentierte Barth die Ergebnisse einer von Dassault gesponserter IDC-Studie, der zufolge sich PLM aus der Cloud auch in Deutschland einer wachsenden Akzeptanz erfreut. Bei 64% der Befragten trifft sie auf Zustimmung, wobei die meisten Unternehmen laut IDC erst einmal einen gemischten, hybriden Ansatz aus Cloud- und On-Premise-Diensten fahren werden. Cloud-Computing beschleunigt den Marktforschern zufolge die Umsetzung von Industrie 4.0-Initiativen, die in den letzten 12 Monaten ebenfalls einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Der Anteil der Unternehmen, die mit einer begrenzten Umsetzung begonnen haben, hat sich von zehn auf 34% erhöht.
Deutsche Kunden, die ihre PLM-Anwendungen nach und nach in die Cloud verlagern wollen, können als Infrastruktur für die 3DX-Plattform künftig die Open Telekom Cloud (OTC) nutzen. Eine entsprechende Kooperation haben Dassault und T-Systems in Leipzig angekündigt. Ein perfekter Fit, wie Lutz G. Mauch; Senior Vice President Automotive bei T-Systems International sagte. Mögliche Sicherheitsbedenken zerstreute er mit dem Argument, dass das Unternehmen allein für das Thema Security eine Organisation mit 1.200 Mitarbeitern unterhalte, die unter anderem Penetration-Tests für die Automobilindustrie durchführe. OTC sei viel besser geschützt als die IT-Infrastruktur der meisten Unternehmen.
Der Telekommunikationsanbieter, der mit dem Verkauf von ausrangierten Telefonkabinen an Sammler heute mehr Geld erlöst als mit dem Betrieb der verbleibenden , will sich mit Hilfe von OTC zum IoT-Plattform-Provider entwickeln. Der Grund ist klar: Die Telcos verlieren jeden Tag 100 Millionen Dollar Umsatz an die vorwiegend amerikanischen Unternehmen der digitalen Wirtschaft, sagte Mauch. Die erste Welle der Digitalisierung hat das Unternehmen glatt verschlafen, wie eine Anekdote illustriert: Die Telekom hätte vor ein paar Jahren WhatsApp kaufen können, nahm aber wohl mit Blick auf das SMS-Geschäft von der Idee Abstand. Jetzt setzt das Unternehmen auf die digitale Transformation, sowohl die eigene, als auch die der Kunden.
Die digitale Transformation erfordert smarte PLM-Lösungen, wobei sich die Frage stellt, ob die IT-Strategie der Business- bzw. Digitalisierungsstrategie folgen sollte oder umgekehrt. Kurt Bengel, CEO der Cenit AG, empfahl bei Digitalisierungsinitiativen eine Mischung aus Top-Down- und Bottom-Up-Ansatz nach dem Motto Think big, start small but start now. Man könne mit Effizienzsteigerungen beginnen, um Quick Wins zu realisieren, müsse sie aber mit Innovationen kombinieren, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen, sagte Bengel. Zur Unterstützung des Produktlebenszyklus bis in die Betriebsphase benötige man digitale Kontinuität in den Prozessen und müsse Informationen aus dem Feld auch wieder in die Entwicklung zurückspielen.
Im Unterschied zu anderen PLM-Herstellern wie PTC oder Siemens PLM wird Dassault seinen Kunden für die Erfassung der Sensordaten aus dem Feld keine eigene IoT-Plattform anbieten, wohl aber die Tools für ihre Auswertung. Wir sind nicht an den Rohdaten interessiert, sondern nur an den Daten, die unser Modell anreichern können, sagt Blanchard. Ein klare Aussage, die meines Erachtens Sinn macht. Es gibt ohnehin schon zu viele IoT-Plattformen im Markt.