Michael Wendenburg Online Redaktion

PTC Forum Europe 2016: Vorstellung von Creo 4.0

PTC nutzt den europäischen Ableger der PTC LiveWorx in Boston gerne als Plattform für die Einführung neuer Versionen seiner klassischen PLM-Produkte: Im vergangenen Jahr wurde Windchill 11 in Stuttgart vorgestellt – heuer lancierte PTC die neue Version 4.0 des CAD-Systems Creo. Eine intuitivere Bedienerführung, die Connectivity mit dem Internet of Things (IoT), die verbesserte Unterstützung von 3D-Annotationen und 3D-Druck sowie die Integration von grundlegenden AR-Funktionen (Augmented Reality) sind einige Highlights der neuen Creo-Version.

PTC Forum Europe

Die PTC LiveWorx in Stuttgart hat in diesem Jahr ein anderes Format und einen neuen Namen bekommen: PTC Forum Europe 2016. Das schmälerte aber nicht ihre Attraktivität: 1.800 Besucher vor Ort und ca. 2.000 Teilnehmer im Livestream verfolgten in der nur noch eintägigen Veranstaltung die Vorstellung der neuen Version 4.0 von Creo durch Brian Thompson, Senior Vice President CAD Segment. CAD und PLM sind zentraler Bestandteil unserer IoT-Vision. Sie sind sogar wichtiger als je zuvor, denn ohne Produkte gibt es nichts zu vernetzen, betonte Craig Haymann, Group President IoT des Unternehmens, in seiner Keynote zum Auftakt der User Conference.

2016 sei für PTC ein unglaubliches Jahr gewesen, führte Haymann weiter aus. Das Geschäft mit Windchill habe um 29%, das CAD-Geschäft um 12% und das Geschäft mit der IoT-Plattform ThingWorx um 18% zugelegt. In nur neun Monaten konnte PTC außerdem über 70.000 Lizenzen von PTC Navigate verkaufen, eine rollenspezifisch konfigurierbare Anzeigetafel (Dashboard) für den universellen Zugang zu CAD-Daten und zu anderen produktrelevanten Informationen, die in verschiedenen Datenquellen stecken können.

Brian Thompson räumte im Interview ein, dass sich die Prioritäten bei der Weiterentwicklung von Creo unter dem Einfluss der IoT-Strategie des Unternehmens etwas verschoben haben. So fehlen immer noch einige der Apps, die den ehemaligen CoCreate-Kunden den Umstieg erleichtern sollten. Immerhin wurden die Funktionen für die Blechkonstruktion in der neuen Creo-Version deutlich erweitert. Mit Blick auf die Entwicklung von intelligent vernetzten Produkten hat PTC die IoTisierung seiner CAD-Software auf Basis der ThingWorx-Plattform konsequent vorangetrieben, so dass z.B. Sensordaten über die Produkt-Performance im Feld mit dem digitalen Modell verknüpft werden können, um das Verhalten des Produkts unter realen Bedingungen zu simulieren.

Was mich am meisten beeindruckt hat waren die Fortschritte bei der Unterstützung additiver Fertigungsverfahren. PTC hat es geschafft, den Kreislauf von der Konstruktion über die Simulation und Optimierung bis zum 3D-Druck der optimierten Bauteile weitgehend zu schließen, so dass der Anwender seine Modelle nicht mehr in andere Programmen laden muss. Creo 4.0 unterstützt zwar derzeit noch keine Topologie-Optimierung, aber man kann z.B. das Bauteilgewicht unter Verwendung einer parametrischen und dynamisch verfeinerbare Gitterstruktur minimieren und das Bauteil dann direkt ausdrucken. Angesteuert werden sowohl die 3D-Drucker von Stratasys, als auch die von 3D Systems.

Meines Wissens bietet Creo schon länger die Möglichkeit, Maße und Toleranzen an die 3D-Modelle anzubringen. In der Version 4.0 hat PTC die Model Based Definition (MDB) jedoch weiter perfektioniert, so dass die Software jetzt automatisch prüft, ob die Modelle vollständig bemaßt sind. Das erspart unnötige Rückfragen und Iterationen bei der Weitergabe der Modelle an die eigene Fertigung oder externe Fertigungspartner. Die Semantik der 3D-Annotionen kann nach Aussage von Brian Thompson extrahiert werden, was ihre Verwendung für Folgeprozesse wie die CAM-Programmierung oder die Programmierung von 3D-Messmaschinen erleichtert.

Creo 4.0 bietet außerdem grundlegende AR-Funktionen, die es ermöglichen, bestehende CAD-Modelle mit ThingMarks zu versehen und in einer realen Umgebung zu positionieren. Die Aufbereitung der Daten für die Überblendung von realen und digitalen Produkten erfolgt dann aber in PTCs AR-Anwendung Vuforia Studio. Wie Stefan Ellenrieder, Geschäftsführer von PTC Deutschland, im Pressegespräch erläuterte, arbeitet das Unternehmen daran, durch Funktionen für die 3D-Geometrieerkennung auf die AR-Marker künftig ganz verzichten zu können.

Die PTC-Kunden haben länger als ursprünglich geplant auf die neue Version von Creo 4.0 warten müssen. Aber nach all dem, was ich auf de PTC Forum Europe gesehen und erfahren habe, hat sich das Warten gelohnt. Insbesondere im Bereich der Unterstützung additiver Verfahren bietet die Software heute Möglichkeiten, die ich in dieser Durchgängigkeit noch nicht gesehen habe.

Weitere Beiträge auf wendenburg.net Seite 8

21.03.2017
In der Berichterstattung über Industrie 4.0 überwiegen die Beiträge, die die Chancen einer intelligenten Vernetzung von Produkten und Produktionssystemen betonen. Seltener ist von den Risiken zu lesen, die sich durch die disruptiven Kräfte des technologischen Wandels für die deutschen Unternehmen... Artikel weiterlesen
08.03.2017
Obwohl die meisten PLM-Hersteller inzwischen Cloud-Dienste anbieten und die generelle Bereitschaft ihrer Kunden, sie zu nutzen, mit Blick auf den wachsenden Collaboration-Bedarf zugenommen hat, heben bislang nur wenige Anwender wirklich ab in die PLM-Wolke. Das sagt kein geringerer als Oleg Shilovitsky,... Artikel weiterlesen
06.03.2017
Mein geschätzter Blogger-Kollege Ralf Steck lädt uns heute zu einer Geschichtsstunde ein, in der er uns den interaktiven CAD/CAE-Stammbaum vorstellt, den der amerikanische CAD/CAE-Schulungsanbieter Fastway Engineering entwickelt hat. Ich habe vor einiger Zeit mal einen ähnlichen Versuch unternommen,... Artikel weiterlesen
25.02.2017
Bei der PLM-Einführung kann man darüber streiten, ob es sinnvoller ist, zuerst in die Tiefe des Produktdaten-Managements (und die Untiefen der Datenmigration) zu gehen oder in die Breite eines unternehmensweiten Projektmanagements zur Unterstützung des gesamten Product Lifecycles. Warum, das habe... Artikel weiterlesen
20.02.2017
Viele Großunternehmen stehen vor einem Dilemma. Eigentlich müssten sie ihre in die Jahre gekommenen PLM-Systeme ablösen, aber der „Schuss“ kann auch nach hinten losgehen, wie die Schieflage des iPLM-Projekts bei Jaguar Land Rover beweist. Verdi Ogewell berichtete darüber vor einigen Wochen auf... Artikel weiterlesen
24.01.2017
HILFE! Jetzt werden auch noch die Psychologen bemüht, um zu untersuchen, warum es im Mittelstand mit der digitalen Transformation nicht so richtig vorangeht. Das Digital Business Magazin berichtete vor ein paar Tagen über die von der Innovation Alliance in Auftrag gegebene Studie Psychologie der Digitalisierung,... Artikel weiterlesen
09.01.2017
In den Weihnachtsferien habe ich einen ganz interessanten Beitrag auf Beyond PLM gelesen, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Oleg Shilovitsky empfiehlt den PLM-Herstellern, nicht zu stark auf das Internet of Things zu setzen, weil das Thema nicht mehr “in” sei. Es mehren sich die Stimmen,... Artikel weiterlesen
24.12.2016
Weihnachten steht nicht mehr vor der Tür, sondern schon auf der Schwelle. Deshalb möchte ich die Gelegenheit nutzen und allen meinen Lesern auf diesem Wege fröhliche Festtage und einen guten Start ins neue Jahr wünschen. Ich hoffe für uns alle, dass es weniger unliebsame Überraschungen bereithält... Artikel weiterlesen