Der dokumentenbasierte Produktentwicklungsprozess mit manueller Weitergabe der Informationen, z.B. an die Produktionsplanung oder den Serviceprozess, funktioniert nicht mehr, wenn man neue Geschäftsmodelle unterstützen will. Das unterstrich Tim Schulte von der Schaeffler AG, der den Anwesenden das im Verbundprojekt MecPro2 entwickelte Lösungskonzept vorstellte. Wichtig für die Zusammenarbeit seien ein modellbezogenes Lifecycle- und Konfigurationsmanagement und die Möglichkeit, die Configured Items dem Änderungsprozess zu unterstellen.
Wo das dokumentenbasierte Arbeiten aufgrund der wachsenden Dokumentenflut in Form dicker Lastenhefte und umfassender Gesetze, Normen etc. längst an seine Grenzen stößt, ist das Anforderungsmanagement. Viele Dokumente würden nicht mehr im Einzelnen gelesen, versicherte Schultes Kollege Peter Gerber, der deshalb für ein durchgängiges, Disziplinen-übergreifendes Anforderungsmanagement plädierte. Die Anforderungen müssten in einer maschinenlesbaren Form beschrieben werden, um bei Änderungen die Unterschiede automatisch identifizieren und die Anforderungen einfacher wieder verwenden zu können.
Der Aufbau eines durchgängigen Anforderungsmanagements ist für die meisten Unternehmen der erste Schritt auf dem Weg zur Einführung von Werkzeugen und Methoden des MBSE. Auch bei GKN Driveline stand es ganz oben auf der gemeinsam mit :em entwickelten Roadmap, wie Michael Engelmann in seinem Vortrag erläuterte. Der Automobilzulieferer entschied sich dabei für ein zweigleisiges Vorgehen: In der Angebotsphase werden die Anforderungen disziplinenübergreifend mit der Software ReqMan von :em gemanagt. Wird aus dem Angebot ein Auftrag, können sie über den ReqIF-Standard an Integrity übergeben werden, um ihre Nachverfolgbarkeit über den gesamten Produktlebenszyklus zu gewährleisten.
Vorträge zum Thema CAD- und PLM-Migration sowie zur Integration additiver Fertigungsverfahren in die digitalen Produktentwicklungsprozesse rundeten eine Veranstaltung ab, die wichtige Einblicke über den Stand der Digitalisierung in der Fertigungsindustrie gab. Die Unternehmen haben mit der Umsetzung der ersten Projekte begonnen, aber bis zur vollständigen Digitalisierung aller Geschäftsprozesse ist es noch ein langer Weg. Deshalb ist es wichtig, die Digitalisierungsstrategie regelmäßig zu überprüfen, denn die Prioritäten können sich im Laufe der Zeit verschieben.